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Nachruf Lama Zopa Rinpoche

verfasst von Ehrw. Thubten Drolma



Am 13. April um 9:30 nepalesischer Zeit ist unser geliebter, kostbarer Lehrer und hochverehrter spiritueller Leiter der FPMT-Organisation in die letzte Meditation eingetreten.

Obwohl wir als Buddhist*innen wieder und wieder auf Tod und Vergänglichkeit meditieren, traf uns die erschütternde Nachricht wie ein Schock. Dennoch zeigt sich in Krisenzeiten die Stärke des eigenen Glaubens und die Stärke der Gemeinschaft. Unmittelbar wurden weltweit Gebete und Pujas in den Zentren organisiert. Wir, seine Schüler*innen, waren verbunden in unserer Trauer und Erinnerung an dieses großartige Wesen.

Lama Zopa Rinpoche wurde 1946 in Thami, Nepal, geboren und im Alter von drei Jahren als Wiedergeburt des Sherpa Nyingma Yogi Kunsang Yeshe, auch Lawudo Lama genannt, anerkannt. Im Alter von zehn Jahren ging Rinpoche nach Tibet. Dort studierte und meditierte Rinpoche im Kloster von Domo Geshe Rinpoche, bis die chinesische Besetzung Tibets im Jahr 1959 ihn zwang, Tibet zu verlassen. Rinpoche gelangte in das tibetische Flüchtlingslager in Buxa Duar, Westbengalen. Hier im indischen Exil traf er Lama Yeshe, der sein engster Lehrer wurde. Die Lamas gingen 1967 nach Nepal und bauten in den nächsten Jahren die Klöster Kopan und Lawudo. 1971 gab Lama Zopa Rinpoche den ersten seiner berühmten jährlichen November Kurse, die bis heute in Kopan nahe Kathmandu stattfinden. 1974 begann Rinpoche zusammen mit Lama Yeshe die Welt zu bereisen, um zu lehren und Dharma-Zentren zu errichten. Als Lama Yeshe 1984 starb, übernahm Rinpoche die spirituelle Leitung der Stiftung zur Bewahrung der Mahayana-Tradition (FPMT), die unter seiner unvergleichlichen Führung floriert - aktuell gibt es 141 Zentren und Studiengruppen in 34 Ländern. [Quelle: http://lawudo.com/Teachers.html und FPMT.org]


Lama Zopa Rinpoche war die Verkörperung von Bodhicitta, des Strebens nach Buddhaschaft zum Wohle jedes einzelnen Wesens. Durch sein Leben und Handeln hat er uns die umfassenden Bodhisattva-Handlungen direkt vorgelebt. Unermüdlich gab er Unterweisungen, sei es bei großen oder kleinen Veranstaltungen weltweit, zu denen er reiste, oder indem er persönlich Schüler*innen empfing und schriftliche Anfragen zur Praxis
beantwortete. Immer und immer wieder wies er uns unmissverständlich darauf hin, dass die Selbstbezogenheit die Ursache all unserer Probleme ist und, wenn wir das Glück anderer über unser eigenes stellen, dies die Quelle des Glücks für alle ist.

Wenn Rinpoche über die Leerheit des Selbst und der Phänomene unterrichtete, traten den Schüler*innen Tränen in die Augen, denn seine Weisheit berührte unseren Geist.

Als großer tantrisches Meister gab er uns Einweihungen, Gelübde und Kommentare, die nicht nur die Worte großer Meister vor ihm wiedergaben, sondern aus seiner eigenen Meditationserfahrung stammten.

Im Stufenweg zur Erleuchtung sind die zehn Qualitäten eines hervorragend qualifizierten Mahayana-Lehrers beschrieben und Lama Zopa Rinpoche verkörperte sie alle vollständig.

Rinpoche war eine herausragende Persönlichkeit, nicht nur für seine Schüler*innen. Er setzte sich für zahlreiche wohltätige Projekte ein, um eine mitfühlendere Welt zu schaffen (siehe fpmt.org/projects/fpmt-projects-news). Seine Heiligkeit der Dalai Lama war sein Guru und seine Inspiration und Rinpoche unterstützte ihn mit all seiner Kraft und übernahm voller Freude alle Aufgaben, die ihm übertragen wurden.


Die herausragende Bedeutung von Lama Zopa Rinpoche wird auch in den vielen internationalen Beileidsbekundungen und Nachrufen deutlich.

Unser kostbarer Lehrer und spiritueller Leiter hat seinen menschlichen Körper verlassen, aber Lama Zopa Rinpoche wird durch sein Vorbild immer lebendig in uns sein. Er hat uns so viele tiefgründige Belehrungen hinterlassen, dass ein einziges Leben dafür nicht ausreicht, sie alle zu verwirklichen. Jetzt ist es an uns, Rinpoches Schüler*innen, sein Wirken fortzusetzen und alles, was er uns unermüdlich vorgelebt und unterrichtet hat in die Tat umzusetzen.
Das ist das größte Tribut, das wir ihm zollen können, und die größte Freude, die wir ihm machen können. Denn die Buddhas und unsere Lehrer*innen wollen nur eins: dass wir glücklich sind, indem wir die Lehren umsetzen.


Wir alle beten um die rasche Wiederkehr unseres geliebten Gurus, Lama Zopa Rinpoche, und freuen uns über die Unterstützung von SH Dalai Lama zur Wiederfindung der Reinkarnation.

'Möge das Lächeln einer neuen Reinkarnation schnell in Herrlichkeit erstrahlen für die glücklichen Schüler.’ SH, der Dalai Lama

 

weiterer Nachruf von Ehrwürdiger Roubina Courtin