Nachruf Inge
verfasst von Ehrw. Tsomo und Ehrw. Robert
In liebevoller Erinnerung an Inge
am 22. Oktober 2024 ist unsere langjährige Dharma-Freundin Inge nach kurzer schwerer Krebserkrankung verstorben.
Mit diesem Nachruf möchten wir unsere Dankbarkeit und Wertschätzung für Inge zum Ausdruck bringen. Inge war über viele Jahre eine tragende Säule des Aryatara Instituts, ihre Hingabe und unermüdlicher Einsatz haben einen tiefen Eindruck und freudvolle Erinnerungen bei vielen Mitgliedern und Besuchern des Aryatara Institus hinterlassen.
Eine tragende Säule des Zentrums
Sie kam 2004 ins Zentrum, begann mit dem „Buddhismus Entdecken“ Kurs und bot sich schon bald als ehrenamtliche Helferin an. Man musste sie nicht erst bitten, sie machte einfach das, was anstand. Für viele Jahre war Inge das Herz vieler praktischer Aspekte unseres Zentrumslebens. Als Verantwortliche für die Vorbereitungen war sie viele Jahre lang die Erste, die die Türen öffnete, und die Letzte, die das Licht löschte. Sie brachte sie sich 20 Jahre lang unermüdlich in verschiedenen Bereichen ein:
SPC und Vorstandsmitglied
Ihre organisatorischen Fähigkeiten bewies sie besonders in ihrer Zeit als Spirituelle Programmkoordinatorin (2011-2013) und als zentrales Vorstandsmitglied (2007-2011 und 2012-2014). In diesen Positionen prägte sie die Kernthemen des Zentrums maßgeblich mit. Dabei zeigte sie immer wieder eindrucksvoll, wie wichtig und verdienstvoll das eigene Engagement, eine gute Organisation und vor allem ein harmonisches Miteinander für das spirituelle Wachstum und die Gemeinschaft sind.
Großveranstaltungen und Lamabesuche
Bemerkenswert war Inges Engagement auch bei der Planung und Durchführung von größeren Events und Besuchen von Lehrern. Sie wirkte mit bei der Maitreya Loving Kindness Tour (2004, 2008, 2015) und den Sera Lachi und Ngari Mönchstouren (2012, 2015, 2017)
und war eine tragende Kraft bei den Besuchen von Ösel Rinpoche (2017), Lama Zopa Rinpoche (2018), Jhado Rinpoche und S.E. Ling Rinpoche (2023) sowie zuletzt im Mai diesen Jahres beim Beusch von Khandro Tseringma Rinpoche in München.
Sie übernahm jedwede Aufgabe, die es zu erledigen gab, sei es das Erstellen von Werbematerial, Organisation von Eventequipment, Fahren der Lehrer, Gestaltung des Altars und vieles vieles mehr.
Zudem schuf Inge mit ihrer warmherzigen Art und ihrem organisatorischen Geschick nicht nur für die besuchenden Lehrer eine würdige Atmosphäre, sondern förderte auch den Zusammenhalt und die Harmonie unter den vielen freiwilligen Helfern.
Lehrerbetreuung
Inges Einsatz für das Zentrum zeigte sich auch in den ersten Jahren als Ehrw. Fedor 2007 als Zentrumslehrer nach München kam. Wo immer sie konnte, bot sie ihre Unterstützung an und war 2013 massgeblich beteiligt beim Finden einer neuen Lehrerwohnung. Zudem betreute sie verschiedene Gastlehrer wie Ehrw. Tharchin oder Ehrw. Tony.
Aryatara Publikationen
Ihr außerordentliches Engagement zeigte sich auch im Bereich Publikationen, wo sie über 14 Jahre lang entscheidend an Veröffentlichungen mitwirkte – als Koordinatorin, Layout-Gestalterin, Übersetzerin und Korrekturleserin:
- FPMT Praxisbücher I und II
- BE-Begleitlektüren (2005, 2006)
- Erfrischender Hauch von Meditation (2010)
- Tugend und Wirklichkeit (2011)
- Freude des Mitgefühls (2014)
- Leben Tod und nach dem Tod (2015)
- Schulung des Geistes in Sieben Punkten (2016)
- Mitgefühl und Selbstlosigkeit (2017)
- Methode ein Leidvolles Leben in Glück zu Verwandeln (2018)
- Gebetsbuch für Lama Zopa Rinpoche Besuch (2018)
- Nyung Nä Praxisbuch (2019)
Die Publikationen tragen dazu bei, die Lehren von Lama Zopa Rinpoche und Lama Yeshe zu bewahren und Interessierten einfach zugänglich zu machen. Und damit diese Publikationen möglich viele Menschen erreichen, werden sie auch an deutschsprachige Zentren versandt. Auch dies übernehm Inge zu einem großen Teil, packte die Pakete, brachte sie zur Post und übernahm ohne darüber zu reden die Portokosten.
Transkription und Fernstudium
Mit gleicher Hingabe schrieb Inge über 12 Jahre hinweg knapp 200 Transkripte für das Basis Programm und Buddhismus Entdecken – eine Leistung, die für sich allein genommen unglaublich bemerkenswert ist. Nicht nur bedarf es dafür einen enormen Zeitaufwand (pro Transkript min. 8 Stunden) und Engagement, auch das Ergebnis daraus - die Worte der eigenen Lehrer anderen zur Verfügung zu stellen, so dass die Kursteilnehmer sie immer wieder nachlesen können - ist von unschätzbarem Wert.
Zudem bilden die Transkripte der Vorträge der Studienprogramme auch die Basis für das Fernstudium, das vom Aryatara Institut angeboten wird. Viele Jahre lang betreute Inge die Fernstudenten, sandte ihnen die Unterrichtsmaterialien zu, beantwortete Fragen usw.
Programmhefte, Newsletter, Website
Mehrere Jahre lang war Inge verantwortlich für die Erstellung der Programmhefte, das Layout von Newslettern und deren Versand sowie massgeblich beteiligt am Zustandekommen der derzeitigen Website, die sie auch einige Jahre lang pflegte.
Anleitung von Veranstaltungen und Retreats
Aber Inge war nicht nur hinter den Kulissen in vielen Bereichen aktiv, sie leitete auch Meditationen und Praxis an wie über viele Jahre regelmäßig die Tsog Guru Puja, Tara- und Medizinbuddhapraxis. Über drei Jahre hinweg führte sie das Tara-Osterretreat und ermöglichte den Teilnehmern, die heilende Praxis von Tara in der Tiefe zu erfahren. Mit ihrer einfühlsamen Art schuf sie einen Raum der Ruhe und des Vertrauens, in dem sich die Menschen in ihrer Praxis unterstützen und austauschen konnten.
Eine inspirierende Praktzierende
Inge war nicht nur eine unermüdliche ehrenamtliche Helferin, sie war auch eine langjährige Schülerin und inspirierende Praktizierende des Zentrums. Sie nahm am Basis Programm für Fortgeschrittene teil, zunächst bei Geshe Soepa und später bei Ehrw. Fedor. So widmete sie sich intensiv dem Studium tiefgründiger buddhistischer Lehren, darunter:
- Lamrim (5 Jahre)
- Bewusstsein und Erkennen
- Geist und Geistesfaktoren
- Mahayana Geistesschulung
- Uttaratantra
- Herzsutra
- Schmuckstück der Klaren Erkenntnis
- Bodhisattvacharyavatara (4 Jahre)
- Lehrmeinungen
- Tod und Wiedergeburt
- Debatte zwischen Unwissenheit und Weisheit
- und viele mehr
Ihr Interesse und ihre Hingabe für das Studium waren bewundernswert.
Schülerin von Lama Zopa Rinpoche
Nicht zuletzt war sie wahrlich eine Schülerin von Lama Zopa Rinpoche, an dessen Retreats sie teilnahm, wann immer es ihr möglich war: 2009 in Frankreich (6 Wochen), 2014 in Italien (3 Wochen), 2015 in den Niederlanden (2 Wochen) und 2017 in Italien (4 Wochen). Sicherlich war Rinpoches Besuch 2018 in München eine ganz besonders freudiges Ereignis für sie, zu dessen Gelingen wie erwähnt beitrug.
Durch ihr vielfältiges aber stets bescheidenes Wirken für das Aryatara Institut setzte Inge eine von Lama Zopa Rinpoches wichtigsten Belehrungen um – „Service“ für andere, und speziell für Dharmazentren, als Pfad zur Erleuchtung zu verstehen. Rinpoche sah den Aufbau und das Fortbestehen von Dharma Zentren als die größte Hilfe für Lebewesen an, als das, was am dringendsten gebraucht wird. Nur wenn es Orte gibt, an denen Dharma unterrichtet wird, können wir Weisheit und Mitgefühl entwickeln. Inge verstand das und brachte sich über 20 Jahre lang aktiv für das Zentrum und alle, die davon profitieren, ein.
Eine geschätzte Freundin und Wegbegleiterin
Inges warmherzige Art, ihre Offenheit für Gespräche und ihre Fähigkeit, andere zu inspirieren und zu ermutigen, machten sie zu einer wertvollen Freundin und Wegbegleiterin für viele.
Ihr Wirken war geprägt von echter Hingabe für das Dharma und dem aufrichtigen Wunsch, anderen zu nutzen. Ihr Beispiel von unermüdlichem Einsatz, tiefer Praxis und echter Verbundenheit wird uns weiterhin inspirieren und in dankbarer Erinnerung bleiben. Für viele von uns war sie ein Vorbild und wird es bleiben.
Während der Pandemie zog Inge mit ihrem Sohn und Schwiegertochter von München aufs Land, die Besuche im Zentrum wurden weniger, die Verbundenheit blieb. 2022 kam ihr Enkel auf die Welt, eine neue Aufgabe für Inge. Räumlich entfernt, war sie nicht mehr so viel für das Zentrum tätig, aber sie sah die Unterstützung für ihre Familie als ihre Praxis an. Dem kleinen Enkel brachte sie das Mantra „Om Mani Padme Hum“ nahe, sie zeigte ihm, wie man Licht darbringt.
Am Donnerstag, 24.10.2024, zwei Tage nach Inges Tod, haben wir im Zentrum eine Medizinbuddhapuja für Inge durchgeführt. Wir haben ihr nahestehende Personen individuell über die Puja informiert und ca. 30 Personen nahmen daran teil. Wenn Du auch gerne dabei gewesen wärst, aber nicht informiert wurdest, dann entschuldige bitte. In der Kürze der Zeit und aufgrund unserers Bestürzung über Inges Tod haben wir sicher nicht an alle Personen gedacht, die Inge ebenfalls nahe standen.
Aber du kannst auch jetzt noch eine Praxis zu Hause für Inge ausführen. Ehrw. Fedor hat folgende Praxis empfohlen:
Stelle dir Inge Inge vor, visualisiere den Medizinbuddha über ihrem Scheitel und wie Nektar von dem Medizinbuddha zu Inge herabfließt. Dabei kannst Du das kurze oder lange Mantra des Medizinbuddhas rezitieren:
Kurzes Medizinbuddha-Mantra:
THAYATA / OM BEKANDSE BEKANDSE MAHA BEKANDSE (BEKANDSE) /
RADSA SAMUDGATE SOHA
oder
Langes Medizinbuddha-Mantra:
OM NAMO BAGAWATE BEKANDSE / GURU BEDURYA / PRABA RADSAYA /
TATAGATAYA / ARHATE SAMYAKSAM BUDDHAYA / TAYATA / OM BEKANDSE BEKANDSE MAHA BEKANDSE (BEKANDSE) / RADSA SAMUDGATE SOHA
Dasselbe kann natürlich auch mit dem Mantra „Om Mani Padme Hum“ und der Visualisierung von Seiner Heiligkeit Dalai Lama/Chenresig gemacht werden.
Hier findest Du Informationen, welche Gebete und Praktiken empfohlen werden, wenn jemand stirbt oder verstorben ist.
Zudem findest Du auf der Seite Hinweise, wie Du bei FPMT, S.H. Dalai Lama und Klöstern um Gebete für Verstorbenen anfragen kannst.
Am Zustandekommen dieser Informationen war Inge übrigens auch beteiligt.
Möge sie mit den Segen der Buddhas weiter auf dem Bodhisattvaweg voranschreiten und immer von vollkommenen Mahayana-Lehrern geleitet werden.